In der Tat war es ein spannender Zufall, Peter Wertjanz kennen zu lernen. Er ist Controller mit einem intensiven Interesse am Human Resources Controlling. Also die „weichen“ Themen unserer Zeit in „harte“ und angreifbare Zahlen zu kleiden.Nach einem Interview mit ihm zum Thema „Warum in Mitarbeiterbindung investieren?“ fiel es mir wie Schuppen von der Haut, als ich über Nachweise und einnehmende Kalkulationen von den tatsächlichen Kosten überrollt wurde, die entstehen, wenn uns Mitarbeiter wegfallen. In der Praxis wird ja oft davon gesprochen, dass es uns reicht, wenn wir den Mitarbeiter 3-5 Jahre halten können. Gehen wir davon aus, dass Sie es schaffen Ihre Mitarbeiter 3 Jahre zu halten, und dann verlassen sie Ihr Unternehmen.
Was heißt das für Sie und welche Kosten hätten Sie sich gespart, wenn Sie mehr in die Mitarbeiterbindung und die richtige Personalsuche investiert hätten?
Dr. Robert A. Sullivan von „The Advisor“ (Quelle, 18.5.2014: http://www.isquare.com/turnover.cfm, William G. Bliss, Präsident of Bliss & Associatess Inc., a Wayne, NJ Consulting firm providing advisory Services to entrepreneurial companies.) geht davon aus, dass die Kosten für einen verlorenen Mitarbeiter bei 150%, für eine Führungskraft oder Vertriebsperson leicht bei 200% bis 250% des Jahresbruttoeinkommen liegen.
Was heißt das in Zahlen?
Annahme das Durchschnittsgehalt eines Mitarbeiters liegt bei EUR 35.000 brutto p.a..
Für ein mittelgroßes Unternehmen mit 1.000 Mitarbeitern würden bei 150% für einen Mitarbeiter EUR 52.500 Abgangskosten anfallen. Bei einer 10%-igen Fluktuationsrate wären das EUR 5,25 Millionen p.a..
Dazu haben wir, Hermann Pavelka-Denk, PAVELKA-DENK Personalberatung, und Peter Wertjanz uns erlaubt das Beispiel von William G. Bliss nachzurechnen. Wir halten uns hier an ein ganz simples Beispiel zur besseren Nachvollziehbarkeit. Unterschiede in den Annahmen und den weiteren Größen sind in Folge für Führungskräfte und Vertriebmitarbeiter unterschiedlich. Im Durchschnitt sind die Mitarbeiter des mittelgroßen 1.000-Personen Unternehmen drei Jahre im Unternehmen beschäftigt und verdienen im Mittel EUR 35.000 p.a.
FAZIT: Bei unserer „Nachrechnung“ betragen die Kosten durch den Abgang und der Wiederaufnahme schon 116% des Jahresbruttoeinkommens – und das für einen Mitarbeiter ohne Führungs- oder Managementfunktion. Das hieße bei einer Fluktuation von 10% und Abgangskosten von EUR 33.540 p.a. (hier wurden die Abgangskosten um den Wissensverlust der Folgejahre bereinigt) pro Mitarbeiter, könnte das Unternehmen bei entsprechenden Maßnahmen EUR 3,35 Mio pro Jahr sparen.
Mit anderen Worten: Jeder Mitarbeiter, der das Unternehmen nach drei Jahren verlässt, kostet dem Unternehmen rund 1 Jahresbruttogehalt!!!
Peter Wertjanz betont, dass fehlende Mitarbeiterbindung nicht nur erhebliche finanzielle Folgen mit sich trägt, sondern auch Auswirkungen auf das externe Bild des Unternehmens und seine sozialen Strukturen zur Folge hat. Laut der HayGroup sind die Hauptfaktoren für die Mitarbeiterbindung:
(Quelle, 18.5.2014, http://www.haygroup.com/de/press/details.aspx?id=38211)
- Vertrauen in die Organisation und ihre Führung
- Entwicklungsmöglichkeiten
- Eine faire Vergütung
- Eine erfolgsfördernde Umgebung
- Befugnis und Einfluss
Mitarbeiterbindung wird nach Meinung von Peter Wertjanz unterschätzt. Die tatsächlichen Konsequenzen sind oftmals unklar. Wenn sich ein Mitarbeiter entschieden hat zu gehen, ist es oft zu spät. Nicht einmal jeder vierte Arbeitnehmer ist dazu bereit, sich durch ein Gegenangebot im Unternehmen halten zu lassen, hat Wertjanz heraus gefunden (Quelle, 18.5.2014: http://www.karriere.at/blog/gegenangebote-kuendigung.html).
UPDATE 30.6. 2014 – EINE ERGÄNZUNG ZU DIESEM ARTIKEL VON JÖRG ROMSTÖTTER: https://www.personalberaterseitenblicke.at/2014/06/emotionen-noch-viel-wirkungsvoller-als-zahlen.html
Für Rückfragen stehen Ihnen gerne zur Verfügung:
Mag. (FH) Hermann Pavelka-Denk, Geschäftsführer PAVELKA-DENK Personalberatung
Xing: https://www.xing.com/profile/Hermann_PavelkaDenk
Peter Wertjanz, BSc, Controller – Human Resources Controlling
Xing: https://www.xing.com/profile/Peter_Wertjanz
*) Anmerkung: Bei diesem Rechenbeispiel wurden einige Kostenaspekte der Vereinfachung wegen weggelassen. Dazu gehören indirekte Kosten wie die der Mitarbeiter, die die Arbeit der Person nach dem Abgang des Unternehmens übernehmen – oder der Aufwand für Austrittsgespräche, oder die Unsicherheit am Arbeitsplatz und das „Gerede“, wenn jemand das Unternehmen verlässt. Trainings- und Einschulungskosten in der Onboardingphase wurden nicht berücksichtigt.
